VCV-Rack - Warum eigentlich

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Einleitung

Elektronische Musik besitzt eine Faszination, der sich sehr viele Menschen nicht entziehen können. Bisher noch nie gehörte Klangkollagen, Sphärenklänge oder auch nur sehr kurze Klangfragmente lassen einen in eine andere Welt abgleiten und so manch einer hat sich bestimmt die Frage gestellt, wie das alles machbar ist. Schon in den 1920er Jahren wurde vom russischen Ingenieur Leon Theremin ein erstes elektronisches Instrument entwickelt, das auch seinen Namen trägt und berührungslos mit den Händen gespielt wurde. Eine Art Antenne registrierte die Bewegung und setzte sie in Tonhöhen- und Lautstärkeänderungen um. Ein Vergleich zur Laserharfe der französischen Musikers Jean-Michel-Jarre sei an dieser Stelle erlaubt, die mit den Händen vom Instrument ausgesendete Laserstrahlen mehr oder weniger unterbricht und das akustische Ergebnis sich in unterschiedlichen Signalen beziehungsweise Klängen äußert. In den nachfolgenden Jahren wurden weitere elektronische Instrumente entwickelt, die ich jedoch nicht alle aufzählen möchte. Nennenswert ist jedoch der deutsche Komponist Karlheinz Stockhausen, der als einer der Pioniere der elektronischen Musik und als einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts gilt. Er mag dem einen oder anderen als zu technisch im Hinblick auf seine konstruierte Musik vorgekommen sein und viele Zuhörer konnten diese Klänge kaum ertragen und empfanden sogar Schmerz und Unwohlsein, der nicht nachvollziehbaren Tonfragmente, die zeitweise schwerlich als Musik zu identifizieren waren. Dennoch war er möglicherweise Wegbereiter für weitere Künstler wie den schon erwähnten Jean-Michel-Jarre. Auf deutschem Boden war die Gruppe Kraftwerk sehr bekannt und erlangte weltweiten Rum mit ihrer Pionierarbeit auf dem Gebiet des ElektroPopp und dem sogenannten Krautrock.

Doch ich möchte hier nicht mit historischen Fakten langweilen, die endlos ausgedehnt werden könnten. Worum es mir geht, ist der Umstand, das Pioniere der ersten Stunde aufwendige Gerätschaften entwickeln mussten, die es zu diesem frühen Zeitpunkt einfach noch nicht gab. Auch Kraftwerk hat sich dieser Kreativität hingegeben, wobei natürlich auch schon kommerzielle Synthesizer zum Einsatz kamen. Der Inbegriff von Synthesizern waren dann auch die Moog Synthesizer der Firma Moog, die mit den ersten Versuche elektronischer Klangerzeugung in den 1950er Jahren begannen. Musiker, die eine Affinität zur elektronischen Musik entwickelten, mussten nicht selten Instrumente erwerben, die zum damaligen Zeitpunkt den Wert eines Eigenheimes besaßen. Man sehe sich zum Beispiel das Equipment des deutschen Musikers Klaus Schulze an, der vor wahren Schränken sogenannter Modularer Synthesizer steht. Es wird auch als ein durchaus wichtiger Vertreter der elektronischen Musik hierzulande und weltweit angesehen. Alle damals verwendeten Gerätschaften bestanden beziehungsweise bestehen aus Hardware, die man anfassen konnte. Im Grunde genommen werden Synthesizer in zwei Kategorien unterteilt. Das sind die eigentlichen Nicht-Modularen-Synthesizer und dann die Modularen- beziehungsweise Semi-Modularen-Synthesizer. Lassen wir uns mit den reinen nicht modularen Synthesizern beginnen.


Nicht modulare Synthesizer

Bei einem nicht modularen Synthesizer sind alle notwendigen Komponenten mehr oder weniger schon enthalten. Also zum Beispiel Klangerzeuger, Filter, Hüllkuren oder Verstärker. Diese sind intern nach einem bestimmten mehr oder weniger festen Schema verdrahtet und können über Bedienelemente in gewissen Grenzen zusammengeschaltet und beeinflusst werden. Zu sehen ist das hier an einem Beispiel des MatrixBrute von Arturia.

 

Es sind sehr viele Drehregler und Drucktaster zu sehen, über die auf verschiedenste Parameter Einfluss genommen werden kann, doch die Reihenfolge des eigentlichen Signalflusses ist nur in sehr begrenzten Bahnen möglich. Für sehr viele Klang-Möglichkeiten ist das aber durchaus ausreichend und macht einen nicht modularen Synthesizer zu einem runden und kompakten System, das jedoch im eigentlichen Sinn nicht erweitert werden kann.


Modulare Synthesizer

Ganz anders verhält es sich bei den modularen Synthesizern die ich anfangs schon kurz zur Sprache gebracht habe. Da sind wir dann auch schon beim eigentlichen Thema. Derartige Synthesizer bestehen aus mehr oder weniger vielen einzelnen Modulen, die jeweils ihre eigene Funktionalität besitzen und für sich alle wenig Sinn machen. Erst im Verbund mit anderen Modulen entwickeln sie ihre wahre Stärke. Das sind dann Komponenten mit kryptisch anmutenden Abkürzungen wie zum Beispiel VCO, VCA oder VCF, um nur einige wenige zu nennen. Diese müssen, um ihrer eigentlichen Bestimmung nachzukommen, in irgendeiner Art und Weise untereinander verbunden werden. Nun kommen die sogenannten Patchkabel zum Einsatz, die elektrische Verbindungen unter den verschiedenen Modulen etablieren. Von da an können diese Module untereinander verschiedenste Informationen über unterschiedliche Spannungspegel austauschen. Es wurde ein Standard entwickelt und etabliert, der von fast allen Anbietern bei ihren Produkten eingehalten wird und ist quasi die Programmiersprache, die alle in diesem System verstehen und sich danach richten. Im Grunde genommen wird zwischen zwei Signalflüssen beziehungsweise -pfaden unterschieden. Da ist zum einen der Audio-Signalfluss, der das später hörbare Signal durch die einzelnen Module schleust. Und zum anderen gibt es noch den CV-Signalfluss, wobei CV für Control-Voltage steht und eine Kontroll-Spannung repräsentiert, die unterschiedlichste Parameter der einzelnen Module beeinflusst. Man spricht hier von Modulation. Das können Werte wie die Tonhöhe, die Filterfrequenz oder die Lautstärke sein, um nur einige wenige zu nennen. Auf diese Spannungswerte bezieht sich der schon angesprochene Standard, der hier etabliert wurde. Ein sehr wichtiger Aspekt ist hier sicherlich der Standard 1V/Oktave. Es wäre ein heilloses Durcheinander und Klang-Chaos, wenn jeder Anbieter unterschiedlicher Module hier sein eigenes Süppchen kochen würde.

Auf der folgenden Abbildung sind einige dieser Module im sogenannten Eurorack-Format zu sehen, die ich gerade mit den schon erwähnten Patchkabeln untereinander verbinde.

Jedes dieser Module ist - je nach Funktionalität - nicht ganz billig und die Preise können sich von unter 100€ bis über mehrere 100€ erstrecken. Also ein nicht ganz billiges Hobby für jemanden, der das mal so nebenbei machen möchte oder einfach mal in die Thematik reinschnuppern will. Das angesprochene Eurorack ist von der Firma Doepfer nicht erfunden, sondern sehr populär gemacht worden.

Ich werfe hier einmal ein paar Fragen und Aspekte in den Raum, die sich sicherlich jemand stellen wird, der sich mit dieser Art der Musik näher befassen will.

Mögliche Aussagen, Fragen und Antworten

Die Lösung!

Alle genannten Aussagen und Fragen sind durchaus berechtigt und sollten in Betracht gezogen werden. Doch der zuletzt genannte Punkt stimmt nicht! Es gibt eine Software, die alle Fragen und Bedenken aus dem Weg räumt und zudem noch frei verfügbar ist.

Ok, da sind wir nun, wo ich eigentlich hinmöchte. Die heutige Entwicklung der Computertechnik ist derart fortgeschritten, dass es möglich ist, alle Funktionen, die bisher nur auf eine Hardware beschränkt waren, auch mithilfe von Software zu realisieren beziehungsweise zu simulieren. Natürlich gibt es heutzutage eine schier unüberblickbare Vielfalt an unterschiedlichen Programmen, die es gestatten, Synthesizer mit ihren Funktionen nachzubilden. Ich möchte hier hinsichtlich der modularen Synthesizer eine spezielle Lösung beziehungsweise ein Programm herausgreifen und vorstellen.


Das VCV-Rack

Das Programm nennt sich VCV-Rack und bietet eine Fülle an Möglichkeiten, die auch Profis nutzen. Durch Erweiterungsoptionen kann das virtuelle Rack für modulare Synthesizer mit über 2000 freien Modulen angereichert werden, so dass hier wirklich keine Wünsche offenbleiben. Es wird also ein geeigneter Einstieg in die Welt der modularen Synthesizer geboten und falls sich später doch jemand für reale Hardware interessieren sollte, dann ist soviel Basiswissen erworben worden, dass der Umstieg leichtfallen wird. Auf der folgenden Abbildung ist ein Screenshot eines sogenannten VCV-Rack-Patches - also einer Sammlung verschiedener virtueller Synthesizer-Module mit entsprechender Verkabelung - zu sehen.

Es kann hier nach Lust und Laune experimentiert werden, um sich hinsichtlich des Sound-Designs - also dem Kreieren von eigenen und vielleicht noch nie gehörten Klängen - auszutoben. Es kann dabei nichts Schlimmes passieren und auch nichts kaputt gehen, außer, dass das vermeintlich gute Nachbarschaftsverhältnis aufgrund schräger und wirrer lauter Klänge doch etwas in Mitleidenschaft gezogen wird.

Ich möchte nun meine Ausführungen nicht zu sehr und unnötig ausdehnen, denn jeder, der ernsthaft in Erwägung ziehen sollte, sich die elektronische Musik zu eigen zu machen und da einmal ganz ohne zusätzlich Kosten reinzuschnuppern, kommt am VCV-Rack nicht vorbei. Ja, ich höre schon andere Stimmen laut werden, die da sagen: "Da gibt es aber diese und jene Software, die das anders und viel besser kann!" Mag ja sein, doch hier geht es um VCV-Rack, was einfach eine Möglichkeit unter vielen darstellt. Also vielleicht mal ausprobieren und dann entscheiden, was für einen stimmig ist und passt!

Ein VCV-Rack-Buch in deutscher und englischer Sprache

Um den Weg zum Erfolg etwas zu erleichtern, trägt mein Buch „Modulare Synthesizer mit VCV-Rack 2 entdecken“ bei. Es beschreibt auf ca. 350 Seiten detailliert den Einsatz der Synthesizer-Software mit zahlreichen vierfarbigen Screenshots, Zeichnungen und Fotos, ebenso werden die physikalischen und elektronischen Grundlagen der Klangerzeugung durch Synthesizer ausführlich dargestellt.

VCV-Rack-Buch             

Also dann...

Frohes Stöpseln!